Coronavirus

Wiener Sexarbeiterinnen fordern: "Impft uns endlich!"

Die ganz frisch gegründete Berufsvertretung der heimischen Sexarbeiterinnen (BSÖ) hat sich auf Twitter mit einem dringenden Appell zu Wort gemeldet.  

19.04.2021, 17:46
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BSÖ-Obfrau Shiva Prugger verlieh ihrer Verwunderung auf Twitter Ausdruck.
Privat / Twitter

Der Wunsch der Berufsvertretung: Eine baldige Impfung für Sexarbeiterinnen, "damit wir dann in einigen Wochen als körpernahe, nicht-medizinische Dienstleister sicherer arbeiten können", wie es in dem Tweet heißt. Der stammt aus der Feder von BSÖ-Obfrau Shiva Prugger. Sie ist selbst Sexarbeiterin und mit den Risiken und Nebenwirkungen des Berufs bestens vertraut.

Körpernaher Beruf mit hohem Ansteckungsrisiko

"Gerade in unserem Beruf, wo man so engen, körperlichen Kontakt mit Kunden hat, wäre eine Schutzimpfung doch sinnvoll", erklärt Prugger im Gespräch mit "Heute". Warum Sexarbeiterinnen noch nicht an der Reihe sind, darüber will sie nicht spekulieren. "Vielleicht hat man einfach nur auf uns vergessen, und meint es gar nicht böse", gibt sich die Domina milde. Wichtig sei ihr jedoch, dass durch die Zulassung der Berufsgruppe zur Impfung keine Nachteile für Sexarbeiterinnen bei der Anmietung eines Zimmers oder bei der Ausstellung der grünen Karte (umgangssprachlich: "Deckel") entstehen. Die Impfung solle auf jeden Fall freiwillig sein und bleiben.

Impfungen für Ende Mai geplant

In ihrem Tweet taggte die BSÖ-Obfrau den neuen Gesundheitsminister Mückstein und den Sprecher von Wiens Gesundheitsstradtrat Peter Hacker. Aus dem Gesundheitsministerium heißt es auf "Heute"-Anfrage: "Klares Ziel des Gesundheitsministeriums ist es, dass jene Personen, die im Falle einer Infektion ein höheres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben, zuerst geimpft werden. So ist es im aktuellen Impfplan vorgesehen und daher werden derzeit schwerpunktmäßig Personen über 65 Jahren und Risikogruppen mit Vorerkrankungen geimpft". Menschen mit engem Personenkontakt, beziehungsweise Personen in Arbeitsverhältnissen oder Betätigungsfeldern, die eine Virusübertragung begünstigen, können ab Ende Mai priorisiert werden, so Mückstein. Die praktische Umsetzung obliege dabei den Bundesländern. Im Büro Hacker wartet man die Impfstofflage ab. Der Appell sei verständlich, man müsse aber anhand des vorhandenen Impfstoffs priorisieren.

    Viele Branchen leiden unter den Auswirkungen der Corona-Maßnahmen, darunter auch rund 8.000 in Österreich registrierte Sexarbeiterinnen.
    Daniel Scharinger / picturedesk.com