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Junuzovic: "Für Messi wäre es in Salzburg nicht leicht"

Während viele Kollegen in der Länderspielpause zu ihren Nationalteams reisen, steht Zlatko Junuzovic "Heute" Rede und Antwort. Ein Interview.

02.09.2020, 07:09
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Zlatko Junuzovic (r.) jubelte oft mit Erling Haaland. Mit Lionel Messi wohl nie.
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Vor drei Jahren trat Zlatko Junuzovic nach 55 Länderspielen aus dem ÖFB-Nationalteam zurück. "Es war eine wunderschöne Zeit mit vielen Erfolgen und Erinnerungen. Natürlich juckt es manchmal. Aber der Zeitpunkt meines Rücktritts war wohlbedacht und es ist gut, so wie es ist", verrät der 32-Jährige im "Heute"-Gespräch.

Das rot-weiß-rote Geschehen verfolgt er freilich nach wie vor. Vor allem, wenn es am Freitag in Oslo gegen Norwegen geht, wo Erling Braut Haaland die Blicke auf sich zieht.

"Heute": Herr Junuzovic, Sie kennen Erling Braut Haaland gut. Was ist er für ein Typ?

Zlatko Junuzovic: "Erling ist ein lockerer und entspannter Typ, mit dem wir bei Red Bull Salzburg großen Spaß hatten. Außerdem hat er eine Top-Einstellung und enormes Talent. Bei uns ist er durchgerauscht wie ein Tornado. Und ich bin mir sicher, dass seine Karriereweg noch lange nicht vorbei ist."

Wo kann seine Reise noch hinführen? Ist er womöglich einer, der das nächste Jahrzehnt prägt?

"So eine Prognose ist schwierig zu treffen, weil sie von so vielen verschiedenen Faktoren abhängt. Fakt ist jedoch, dass es für ihn weit nach oben gehen kann."

Halten Sie Kontakt zu den Ex-Kollegen, die zu Topklubs wie Dortmund, Liverpool und so weiter wechseln?

"Ja, da gibt es natürlich regelmäßigen Kontakt. Vor allem, wenn es besondere Erfolge gibt. So bin ich mit Taki (Minamino), Erling (Haaland), Hannes (Wolf), Freddie (Gulbrandsen) oder Munas (Dabbur) laufend im Austausch."

Es ist der erste ÖFB-Lehrgang seit neun Monaten. Reichen da wirklich drei, vier Tage Vorbereitung, um seriös ein Pflichtspiel zu bestreiten?"Eigentlich nicht. Aber die Lage ist nun mal so, jeder muss die neue Situation bestmöglich bewältigen. Außerdem gehe ich nicht davon aus, dass die anderen Nationen mehr Vorbereitungszeit hatten. Somit gleicht sich das dann wohl wieder aus."

Die Transferphase läuft. Wie erleben Sie als Routinier diese Zeit bei Salzburg? Hoffen Sie insgeheim, dass nicht zu viele Leistungsträger verkauft werden?

"Sportdirektor Christoph Freund hat erklärt, dass – auch wenn man im Fußball nichts ausschließen kann – bei uns nicht mehr viel passieren wird. Das heißt, wir hätten dann eine im Vergleich zur vergangenen Saison nur geringfügig veränderte Mannschaft. Das wäre eine sehr gute Ausgangsposition."

Lionel Messi ist zu haben. Wäre er einer für Salzburg?

"Bei unserer Besetzung in der Offensive wäre es für ihn nicht einfach (lacht)."

Für eine kleine Überraschung hat Dominik Szoboszlai gesorgt, indem er angekündigt hat, zu bleiben. Ein wichtiges Zeichen?

"Wir in der Mannschaft haben in der Kabine ja schon vorher einiges mitbekommen. Für uns war diese Ankündigung letztlich nicht mehr so überraschend. Aber natürlich freuen wir uns darüber, weil 'Szobo' vor allem nach der Corona-Pause überragend gespielt hat."

Mit Patson Daka hat Salzburg erneut einen kommenden Topstar in den Reihen. Sind Sie nicht selbst manchmal überrascht, dass ein Goalgetter nach dem anderen explodiert?

"Patson hat Erling Haaland im vergangenen Frühjahr sehr gut ersetzt und war dann unsere Tormaschine. In unserem Klub schaut man sehr genau darauf, dass viele Talente nachkommen, die aber auch die Unterstützung von etlichen Routiniers haben. Diese Mischung macht es wohl am Ende aus. Aus diesem Grund müssen wir auch Spieler, die mittlerweile in Europa sehr gefragt sind, verkaufen. Zum einen muss der Klub sich ja auch finanzieren, zum anderen brauchen die Talente, die von unten nachkommen, Platz."

Sie gehen in Ihr letztes Vertrags-Jahr. Wie sehen die Pläne aus? Würde Sie das Ausland nochmal reizen? Die USA, China vielleicht?

"Das ist schwer zu sagen. Derzeit genieße ich einfach jeden Tag, an dem ich als Fußball-Profi auf dem Platz stehen kann. Wir haben mit dem FC Red Bull Salzburg noch viel vor. Ich beschäftige mich also mit der Gegenwart, was danach kommt, wird man sehen."

Salzburg hat erneut das Double zu verteidigen. Ist es mühsam, wenn alles andere als Misserfolg gewertet wird?

"Wer zu Salzburg wechselt, der weiß, dass die Anforderungen hier deutlich höher sind, als anderswo. Damit müssen wir umgehen, das bringt dich auch als Spieler weiter, auch wenn es nicht immer einfach ist."

    Die Bundesliga-Torschützenkönige in diesem Jahrtausend
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    In der Liga wurde es heuer zeitweise eng, der LASK war Erster. Gab es einen Punkt, an dem Sie gedacht haben: Das könnte tatsächlich schief gehen?

    "Für uns war es nicht überraschend, dass der LASK lange Zeit richtig stark war und uns gefordert hat. Auch wenn es manchmal einfach aussieht, wie wir gewinnen, so steckt doch viel harte Arbeit dahinter. Es wird uns auch in der österreichischen Bundesliga nichts geschenkt, das wird sehr oft vergessen."

    Der LASK nahm sich dann selbst aus dem Rennen. Wie denkst Sie im Nachhinein über die kuriosen Vorgänge in Linz?

    "Ich denke, dass wir verdient und letztlich sehr souverän Meister geworden sind, weil wir uns von all den Widrigkeiten nicht von unserem Weg abbringen haben lassen. Egal was rund um uns herum passiert ist, egal was andere getan oder gesagt haben."

    Am Ende wurde Rapid Vizemeister. Leistungsgerecht?

    "Die Tabelle lügt nicht."

    Langsam kehren zumindest ein paar Zuschauer in die Stadien zurück. Ist das für Sie auf dem Platz wichtig? Spielt man bis zu einem gewissen Grad auch für das Publikum?

    "Das ist enorm wichtig für uns und spornt uns zusätzlich an. Es war schon schön, dass bei den beiden Testspielen gegen Ajax und Liverpool über 1.000 Fans dabei waren. Wenn wir dann in der Bundesliga wieder vor 10.000 Menschen spielen dürfen, ist das ein riesiger Schritt in die richtige Richtung. Aber dennoch gilt es für uns Spieler und auch für die Fans, dabei diszipliniert zu bleiben und die Situation rund um Corona nicht auf die leichte Schulter zu nehmen."

    Spart man sich den einen oder anderen Trick, eine Emotion oder Gestik, wenn das Stadion leer ist?

    "Um gut zu spielen, braucht man Emotionen, braucht man Adrenalin. Das heißt, dass man in diesen Modus auch ohne Zuschauer kommen muss, da man sonst nicht seine beste Leistung abrufen kann. Aber leichter ist dies auf jeden Fall, wenn Fans im Stadion sind. Und schöner ist mit Fans sowieso."

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