"Klopapier und Musikergagen"

Gastro immer teurer: Dieser Wirt legt jetzt alles offen

Für viele ist das tägliche Leben kaum leistbar, vom Fortgehen ganz zu schweigen. Ein Wirt erklärt nun eindrucksvoll, wie seine Preise zustande kommen.

19.01.2024, 04:00
Der Linzer Gastronom Michael Wenzel argumentiert seine Preisgestaltung augenzwinkernd in der Speisekarte.
Facebook, "Heute"

Es ist zum Verzweifeln: Die anhaltende Inflation schlägt nicht nur Gästen auf den Magen. Auch immer mehr Wirte wissen nicht mehr weiter und werfen das Geschirrtuch. Nicht wenige bieten ihr Lokal zum Verkauf an.

Für Michael Wenzel ist das keine Option – ganz im Gegenteil: Sein uriges "Wia z'haus Lehner" im Linzer Stadtteil Urfahr läuft wie geschmiert, abends ist dort ohne Reservierung kaum ein Tisch zu kriegen.

Jetzt macht der findige Gastronom mit einer neuen Aktion auf sich aufmerksam. Allen, die seine Speisekarte aufschlagen, sticht nicht Schnitzel und Bier als Erstes ins Auge, sondern ein pfiffiger Text.

"Unsere Preise verstehen sich in Euro, ohne Trinkgeld, inclusive: ...", heißt es da. In der Folge listet der Unternehmer minutiös seine Ausgaben auf: etwa Mautgebühr, Mehrwert-, Lohn-, Einkommens und Gewerbesteuer, Kirchensteuer, Kammerbeiträge, Versicherungen, Energie- und Betriebskosten, Klopapier, Hygieneartikel sowie Musikergagen.

Augenzwinkernder Nachsatz: "Für Deinen Besuch, bedanken sich das Finanzamt, die Gemeinde und das Wia z'haus Lehner-Team!"

Für Deinen Besuch, bedanken sich das Finanzamt, die Gemeinde und das Wia z'haus Lehner-Team!
Text in der Speisekarte

"Heute" wollte wissen, wie Wenzels Kundschaft auf den Text reagiert: "Zu 90 Prozent haben die Leute ein Lächeln im Gesicht", berichtet er. Sie fänden es interessant und nett, dass sie auf diese Art und Weise erfahren, wie die Kosten entstehen.

Der Wirt verlangt zwar für seine Speisen im Schnitt um etwa drei Prozent mehr als vor einem Jahr. Aber: "Ich traue mir zu sagen, dass ich bei hoher Qualität relativ humane Preise habe."

Teure Energie, lokaler Einkauf

Wie lässt sich diese verhältnismäßig geringe Erhöhung realisieren, obwohl seine Strom- und Gaskosten um rund 60 Prozent gestiegen sind? Der 42-Jährige setzt sich selber hinters Steuer, um die Ware von lokalen Anbietern zu holen.

Und: Es sei nicht jede Karotte gerade, nicht jeder Apfel optisch einwandfrei und daher auch günstiger. Was Wenzel noch zugute kommt: "Ich tu' mir leicht, ich habe einen Bauernhof mit Gemüse daheim in Ottensheim (Bez. Urfahr-Umgebung)."

Der Gastronom muss jedenfalls andere hohe Kosten kompensieren: Sein Wirtshaus hat 200 Sitzplätze, 17 Mitarbeiter sorgen in Service und Küche für das Wohl der Gäste. Was Wenzel glücklicherweise nicht plagt, ist Personalmangel. "Wir sind ein Ausnahmebetrieb und überbesetzt."

Bald 6 Euro für ein Bier

Na Prost! Bierfans haben sich längst an Beträge von über 5 Euro für ein Krügerl gewöhnt. Und jetzt kommt die nächste Preiserhöhung.

Wie "Heute" erfahren hat, hat die Brau Union – der mit Abstand größte Bierkonzern Österreichs – vor Kurzem seine neue Preisliste an die Gastronomen ausgeschickt. In der Nachricht ist von einer Kostensteigerung mit Februar 2024 im Durchschnitt um rund 3,6 Prozent die Rede.

tob
Akt.19.01.2024, 11:48,19.01.2024, 04:00