Niederösterreich

Bericht zeigt! Mehr Gewalt und Raubdelikte in NÖ

Die Zahl der Anzeigen stieg in NÖ letztes Jahr an, die Aufklärungsquote ging runter. Und: 37,2 % der Straftäter waren nicht aus Österreich.

06.03.2023, 16:34
Polizei NÖ-Chef Franz Popp (r.) präsentierte Kriminalstatistik.
OGreene

Nach zwei "Corona-Jahren", in denen die Gesamtkriminalität zurückgegangen war, stieg 2022 die Zahl der Anzeigen in Niederösterreich im Vergleich zum Vorjahr, während die Aufklärungsquote leicht sank.

Plus 15,9 % Anzeigen, aber minus 2,9 % Klärung

Die angezeigten Fälle nahmen im Jahr 2022 im Vergleich zum Jahr davor (59.266) um 15,9 Prozent auf 68.698 zu. Der Wert lag knapp unter dem Jahr 2019 mit 68.996 Anzeigen, aber über dem Wert aus dem Jahr 2018 mit 67.122 Anzeigen.

Den Rückgang der Aufklärungsquote um 2,9 Prozentpunkte auf 53,6 Prozent führe man auf die steigende Cyber- und Wirtschaftskriminalität zurück, sagte nö. Landespolizeidirektor Franz Popp am Montag in einer Pressekonferenz.

In Zusammenhang mit der Internetkriminalität stiegen die Anzeigen im Jahresvergleich um 26,9 Prozent auf 8.302. Seit 2013 haben sich die Delikte laut Landeskriminalamt-Leiter Stefan Pfandler fast verfünffacht: Hier hätten auch die Pandemiejahre keinen Rückgang gebracht, sondern einen starken Anstieg ausgelöst. Einige Täter würden immer mehr an Kreativität gewinnen.

Ein überdurchschnittliche Steigerung gab es bei Cybercrime mit plus 38,5 Prozent auf 1.878 Delikte, bei Internetbetrug und Wirtschaftskriminalität wurde jeweils ein Anstieg um 24,3 Prozent auf 4.866 bzw. 13.791 Fälle verzeichnet. Da die Kriminellen oft im Ausland sitzen würden, wäre eine Aufklärung umso schwieriger. Einen Rückgang gab es indes bei Sozialleistungsbetrug.

    Kriminalstatistik NÖ
    LPD NÖ

    In der Eigentumskriminalität wurde eine Zunahme um rund 29 Prozent auf 19.056 Anzeigen verzeichnet. Hauptverantwortlich dafür war laut Popp ein "enormer Anstieg" bei Laden- und Taschendiebstählen, die in den Vorjahren wegen Corona-Maßnahmen und Lockdowns gesunken waren.

    Oft bleibt es bei Einbruchsversuch

    Bei den Einbrüchen in Wohnungen und Häuser zeigt der Trend seit 2014 mit Ausnahme von 2021 nach unten. Zudem sei es oft beim Versuch geblieben, weil Täter gestört wurden oder weil Maßnahmen wie Sicherheitstüren oder Alarmanlagen gegriffen haben, erklärte Landespolizeidirektor-Stellvertreter Manfred Aichberger in der Pressekonferenz in St. Pölten.

    17,6 % mehr Gewaltdelikte

    9.845 Gewaltdelikte wurden angezeigt, das sind 17,6 Prozent mehr als im Vorjahr und auch mehr als 2019. Besonders hoch war die Zunahme bei angezeigten Erpressungsfällen im Internet mit mehr als 85 Prozent Plus auf über 600. Dazu zählt laut "APA" etwa Sextortion, also die Drohung mit der Veröffentlichung von freizügigen Bildern oder Nacktfotos bzw. -Videos des Opfers. Bei den Delikten in der Privatsphäre wurde ein leichter Rückgang registriert, bei Betretungs- und Annäherungsverboten gab es einen Anstieg.

    Plus 29 % bei Vergewaltigungen

    Bei Raubdelikten wurde ein Plus um knapp 26 Prozent auf 176 Fälle, aber laut Polizei auch eine höhere Aufklärungsquote verzeichnet. Die Zahl der angezeigten Vergewaltigungen nahm um rund 29 Prozent auf 182 zu. In neun Fällen wurde in Niederösterreich 2022 wegen Mordes ermittelt. Alle Tötungsdelikte wurden indes geklärt.

    Zurückgegangen ist die Anzahl der Anzeigen wegen Suchtmittelkriminalität. Hier wurde ein Minus um 8,8 Prozent auf 4.315 Fälle verzeichnet.

    "Ausländer" waren Deutsche, Rumänen, Serben

    Der Anteil ausländischer Staatsbürger unter den Verdächtigen ist von 32,8 auf 37,2 Prozent gestiegen. Die häufigsten Herkunftsländer waren Rumänien, Serbien und Deutschland.